Ewald

Ewald
I
Ewald,
 
Name zweier angelsächsischer Priestermönche, nach ihrer Haarfarbe »der Schwarze Ewald« und »der Weiße Ewald« genannt; erlitten als Missionare bei den Sachsen (wohl im Gebiet zwischen Rhein, Ruhr und Lippe) um 695 den Märtyrertod. - Heilige (Tag: 3. 10.).
 
II
Ewald,
 
1) Carl Anton Emil, Internist, * Berlin 30. 10. 1845, ✝ ebenda 20. 9. 1915, Bruder von 2); wurde 1883 Professor in Berlin. Ewald beschäftigte sich v. a. mit der Physiologie und Pathologie der Verdauungsorgane sowie mit Diagnostik und Therapie ihrer Erkrankungen. Bekannt wurde das von Ewald und dem Berliner Arzt Ismar Boas (* 1858, ✝ 1938) eingeführte »Boas-Ewald-Probefrühstück« zur Magenfunktionsprüfung.
 
 2) Ernst Julius Richard, Physiologe, * Berlin 14. 2. 1855, ✝ Konstanz 22. 7. 1921, Bruder von 1); ab 1900 Professor in Straßburg. Ewald arbeitete über Atmung, Kreislauf und den Vestibularapparat des Innenohrs.
 
 3) Georg Heinrich August von (seit 1841), evangelischer Theologe, Orientalist und Politiker, * Göttingen 16. 11. 1803, ✝ ebenda 4. 5. 1875; einer der bedeutendsten Orientalisten des 19. Jahrhunderts; ab 1827 Professor in Göttingen; gehörte 1837 zu den Göttinger Sieben; 1838-48 Professor in Tübingen, dann wieder in Göttingen, wo er wegen der Verweigerung des Huldigungseids auf den König von Preußen 1867 sein Amt verlor; 1863 Mitbegründer des Deutschen Protestantenvereins; Ewald gilt v. a. durch seine Arbeiten zur hebräischen Grammatik als eigentlicher Begründer der semitischen Sprachwissenschaft; verfasste zahlreiche Epoche machende Werke zur Exegese des Alten Testaments und bot die erste kritische Gesamtdarstellung der Geschichte des jüdischen Volkes.
 
Werke: Kritische Grammatik der hebräischen Sprache (1827); Die poetischen Bücher des Alten Bundes, 4 Bände (1835-39); Die Propheten des Alten Bundes, 3 Bände (1840-41); Geschichte des Volkes Israel bis Christus, 6 Bände (1843-58).
 
 
J. Wellhausen: H. E., in: Festschr. zur Feier des 150jährigen Bestehens der Kgl. Gesellschaft der Wiss.en zu Göttingen (1901).
 
 4) Johannes, dänischer Dichter, * Kopenhagen 18. 11. 1743, ✝ ebenda 17. 3. 1781; schrieb nach der klassizistischen Tragödie »Adam og Eva« (1769; deutsch »Der Fall des ersten Menschen«), von F. G. Klopstock beeinflusst, die Dramen »Rolf Krage« (1770; deutsch) und »Balders Død« (1773; deutsch »Balders Tod«) sowie das Singspiel »Fiskerne« (1779; deutsch »Die Fischer«), in dem Fischer in der Rolle der alten Tragödienhelden auf der Bühne stehen. Ferner schrieb er Lustspiele und Gedichte; als offizielle Königshymne gilt »Kong Christian Stod ved Højen Mast« (deutsch »König Christian stand am hohen Mast«). Seine Autobiographie »Levnet og Meeninger« (deutsch »Leben und Ansichten«) erschien 1804.
 
Ausgabe: Samlede skrifter, herausgegeben von der Dänischen Sprach- und Literaturgesellschaft, 6 Bände (21969).
 
 
D. Smith: J. E. 1743-1943 (Oslo 1943);
 E. Frandsen: J. E. (Kopenhagen 1968).
 
 5) Peter Paul, Physiker, * Berlin 23. 1. 1888, ✝ Ithaca (N. Y.) 22. 8. 1985; Professor in Stuttgart (1921-37), Belfast (1939-49) und am Polytechnical Institute of Brooklyn in New York; arbeitete auf dem Gebiet der Kristalloptik, der Röntgenstrahlbeugung an Kristallen und der Röntgenstrukturanalyse. Ewald formulierte 1917 unabhängig von C. G. Darwin eine dynamische Theorie der Röntgenstrahlinterferenzen.
 
Werke: Kristalle und Röntgenstrahlen (1923); Fifty years of X-ray diffraction (1962).

Universal-Lexikon. 2012.

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  • Ewald [2] — Ewald, Heinr., Theolog und Orientalist, geb. 16. Nov. 1803 zu Göttingen, 1827 Prof. das.; 1837 als einer der »Göttinger Sieben« abgesetzt, 1838 Prof. zu Tübingen, 1848 wieder zu Göttingen, 1868 als heftiger Gegner der Annexion Hannovers nochmals… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Ewald [3] — Ewald, Johannes, dän. Dichter, geb. 18. Nov. 1743 zu Kopenhagen, gest. 17. März 1781; vorzüglich als Lyriker und in seinen lyrischen Dramen (»Adam und Eva«, »Balders Tod«, »Die Fischer«) …   Kleines Konversations-Lexikon

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